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Brasilien 2005

Wer einmal Blut geleckt hat, egal bei welcher Sportart oder Betätigung, kann es nicht lassen. Das ist bei mir nicht anders. Also auf zur nächsten Brasilientour!(Tour Nr. 1) Aber immer im selben Bundesstaat herumkurven?

Nein, ich wollte lieber wieder etwas Neues entdecken.

So entschloss ich mich, das Angebot eines brasilianischen Freundes anzunehmen und mit seiner Geländemaschine, einer kleinen Honda,  den Staat Santa Catarina zu erkunden. Darum machte ich mich auf den Weg in den Süden von Brasilien -  und hier bin ich mit der Enduro beim Start der Tour in Florianopolis:

Am Start

Ich hatte mir vorgenommen noch weiter südlich ins Gebirge zu fahren. Dort war ich vor einiger Zeit zusammen mit diesem Freund mit dem Auto gewesen und war fasziniert von der Landschaft. Das wollte ich unbedingt noch einmal mit dem Motorrad erleben: den Nationalpark von Sao Joaquim und die Serra do Rio do Rastro.

So machte ich mich auf den Weg Richtung Alfredo Wagner (am Namen lässt sich schon erkennen, dass sich in dieser Gegend früher deutsche Einwanderer angesiedelt hatten).

Ich liebe brasilianische Nebenstraßen. Wenn man sich mit Schlaglöchern anfreunden kann und die Lombadas (automastische Bremseinrichtungen in Form von querliegenden Hügeln auf der Strasse) akzeptiert, ist es fantastisch quer durch das Land unterwegs zu sein.

Ich fuhr weiter in Richtung Bom Retiro. Da ich nicht gerade sehr  früh von Florianopolis aufgebrochen war begann ich mich langsam  nach einer Bleibe für die Nacht umzusehen. Das war  bei meinen vorhergehenden  Touren in Brasilien nie ein Problem gewesen. Aber diesmal war es wohl etwas anders. Jedesmal erhielt ich die Antwort "Sinto muito, nao tem vagas", was soviel heißt wie "Es tut mir leid, aber es ist nichts frei". Mir blieb nichts anderes übrig als der harten Endurositzbank die kalte Schulter zu zeigen, duchzuhalten und weiterzufahren.

In Urubici, wo ich auch früher schon einmal übernachtet hatte dachte ich, ich könnte mir aussuchen wo ich schlafen wollte. Doch in der ersten Pousada in Urubici gefragt, und wieder "Sinto muito". Na so was, weder Autos noch Motorräder vor dem Haus und kein Platz? Bei der nächsten Privatunterkunft hieß es auch wieder  "ausgebucht" aber diesmal kam hinterher die Frage: "Wie lange wollten Sie denn bleiben?". Ich dachte an zwei oder drei  Nächte, um genug Zeit zu haben die Serra do Rio do Rastro zu befahren.

Plötzlich war es kein Problem mehr. Ich  müsse nur am Freitag Vormittag das Zimmer räumen, denn  am nächsten Wochenende wäre hier ein Fest, das "Festa das frutas".

Jetzt war mir alles klar: ich hätte schon füher sagen sollen dass ich nur eine Nacht bleiben und dann weiterfahren würde. Dann hätte ich mir so manchen Kilometer erspart, den ich wegen Sitzfleischproblemen im Stehen fuhr! Na ja man lernt eben nie aus.

Als ich zur Anmeldung meinen Reisepass vorzeigte, stiess die Tochter des Hauses einen Schrei aus und rief: "Mama schau, ein Deutscher mit einem brasilianischem Motorrad der portugiesisch spricht und ein T-Shirt aus Argentinien an hat. (Das hatte ich mir vor Jahren einmal auf der argentinischen Seite der Iguacufälle gekauft. In der Zwischenzeit weiß ich von meinen Freunden, dass die Argentinier in Santa Catarina nicht allzu beliebt sind. Jetzt trage ich das Shirt eben nur noch in Bayern.)

Ipe's, Nationalbäume Brasisliens

    < Zwei Nationalbäume
       Brasiliens - „Ipe's“ zeigen den  brasilianischen Frühling an.

Achtung, in 100m Eis auf der Straße.



Achtung, in 100m Eis auf der Straße.>   

     

Ganz so schlimm hat es mich an diesem Tag nicht erwischt, aber irgendwie war ich ziemlich alleine auf der Strasse. Das störte mich nicht weiter, sondern  bestätigte nur dass ich mich in einem Gebiet befand das wochentags kaum belebt war. Die kleine Honda schien die Gegend genauso zu genießen wie ich -  bis wir unvermittelt vor einem Tor standen.

 Militärgelände

Militärgelände, Zutritt verboten und das Tor offen. Ich war etwas unschlüssig; als Deutscher könnte ich ja immer noch darauf pochen, nicht alles verstanden zu haben und ein wenig herumstottern. Also nichts wie los.

Ich war schon gespannt, was es denn da zu verbergen gab und fuhr weiter.  Auch hier traf ich niemanden und entdeckte auch kein Geheimnis. Na ja, vielleicht hatte ich mir auch bei "Aeronautica" zu viel versprochen und hier war wirklich nur ein reserviertes Gelände für Militärhubschrauber oder ähnliches.

Jedenfalls war die Straße irgend-wann zu Ende und die Aussicht sehr schön, wenn man von etwas Nebel absieht. Wo kann man das schon erleben, dass man mit dem Motorrad eine komplette Bergstraße ganz für sich alleine hat!

Schotterstraße

Als ich mich satt gesehen hatte, kurvte ich hinab ins Tal zu meiner Herberge. Den Staub ließ ich  unter der Dusche und dann wurde der Magen befriedigt.
Zufrieden und gesättigt machte ich Pläne für die nächsten Tage.

Ich hatte mir vorgenommen, auf jeden Fall die fantastische Bergstraße auf den höchsten Gipfel zu befahren. Früh am nächsten Tag ging es los. Wer glaubt, in Brasilien wäre es immer nur heiß, der irrt gewaltig. Ich konnte meine Motorradkleidung gut vertragen. 

So nahm ich schön gemächlich (die kleine  Honda ließ keinen Geschwindigkeitsrausch zu) die vielen Kurven in Richtung nach oben. Eine fantastische Straße - vor vielen Jahren mühsam in den Berg getrieben - mit Aussichten, die immer wieder zum Halten und Fotografieren zwangen.

Serpentinen Serpentinen beim Bau

Zum Vergleich Bilder aus der Zeit als die Straße gebaut wurde. Diese Ansichtskarte fand ich in einem kleinen Laden. Ich denke diese Gegenüberstellung von früher und heute ist sehr interessant.

Leider erwischte ich nicht den optimalen Tag. Ab etwa 1000 Höhenmetern musste ich mich mit starkem Nebel herumschlagen, bei einer katastrophalen Sichtweite unter 20m (in Worten: zwanzig! Meter). Außerdem war es ziemlich frisch und endlich wusste ich, warum auf der Strasse große weiße Pfeile die Fahrbahnrichtung anzeigten.

Als sich etwas weiter unten der Nebel ein wenig lichtete, versäumte ich nicht ein Foto zu machen:

Nebel, Nebel, Nebel

Dann plötzlich war der Nebel weg und eine fantastische Landschaft öffnete sich. Und das alles für mich alleine, denn weit und breit war kein Fahrzeug zu sehen. Vielleicht hatte es ja im Radio einen Hinweis auf das starke Nebelaufkommen gegeben! Egal, ich habe es trotzdem genossen.

 Schöne Aussichten!

Kaum hatte ich  die Nebelregion verlassen, wurde es sofort wieder angenehm warm. Ich hatte mir vorgenommen den Bruder meines Freundes zu besuchen, der noch etwas südlicher in Richtung Paraguay  wohnte. So fuhr ich auf schönen kleinen Strassen in Richtung Criciuma, einer kleinen Stadt in einerWeingegend. Typisch für diese ländlicheGegend sind die Holzhäuser. Allerdings ist diese Bauweise etwas anfällig für Termiten. 

Holzhaus

Beim Bruder meines Freundes wurde ich mit grossem Hallo und sehr herzlich empfangen. Nach einem köstlichen Abendessen mit viel Wein aus der Region musste ich natürlich von meiner Fahrt erzählen, was mir allerdings ab und zu etwas Probleme bereitete. Das lag aber nicht am Wein, wie man vermuten könnte, sondern daran, dass mir manchmal die richtigen portugiesischen Wörter fehlten. Trotz meines umfangreichen Wortschatzes fielen mir für ausführliche Beschreibungen dann doch  die sogenannten Tüpfelchen aufs Ü nicht ein.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag die Rückreise antreten, aber man ließ mich einfach nicht weg. Und so blieb ich noch zwei Tage und erkundete die Gegend. Dann allerdings musste ich wieder nach Florianopolis zurückfahren, denn mein Rückflug nach Sao Paulo war bereits festgelegt. (Ein Fehler?)

 Weil die Zeit knapp war, nahm ich die Hauptverbindungsstraße aus Porto Alegre in Richtung Florianopolis und starb dabei "tausend Tode". Ich kam mir vor wie Freiwild und musste mehr als einmal auf die Bankette bzw. ins Gelände ausweichen um nicht mit einem LKW Freundschaft zu schließen.

Glücklicherweise verläuft die Strecke ziemlich oft  lange am Strand entlang und so gönnte ich mir ab und zu eine kleine Pause am Meer.

Radln am Strand

Wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann, ist Radfahren am Strand kein großes Problem.  Deswegen fragte ich nach der Rückkehr meinen Freund in Florianopolis,  ob es denn auch möglich sei mit dem Motorrad am Strand zu fahren. Zu meiner Freude erzählte er mir von einer 30km  langen Strecke die man auf der Insel mit dem Motorrad am Strand entlang fahren kann. Leider blieb mir für dieses Vorhaben nur noch der nächste Tag und da regnete es.

So blieb mir nichts anderes übrig, als es den Brasilianern gleich zu tun und zu denken "amanha", was so viel heißt wie "morgen" aber eigentlich nicht auf den nächsten Tag beschränkt ist, sondern eher die Bezeichnung "irgendwann" verdient. Also dann"até amanha!"